Unabhängiger werden und eigenen Strom produzieren

Etwa 150 Personen interessierten sich für die Informationsveranstaltung von ZENAPA und der Stadt Idar-Oberstein zum Thema „Solaroffensive – Kohle sparen mit Sonnenschein“, die kurzfristig ins Stadttheater verlegt wurde.

In seiner Begrüßung freute sich Bürgermeister Friedrich Marx über die große Resonanz auf das Thema und beleuchtete kurz, auf welchen städtischen Liegenschaft und Freiflächen bereits PV-Anlagen installiert sind. Die dort erzeugte Solarstrommenge beträgt jährlich rund 1,249 MWh. Einen kurzen Hinweis gab Marx auch schon auf das städtische Förderprogramm, bei dem Bürgerinnen und Bürger aus Idar-Oberstein einen Zuschuss für eine neue steckerfertige Balkon-PV-Anlage erhalten können.

Vor dem ersten Referenten stellte sich Steffi Erbach, die Klimawandelmanagerin für den Nationalpark Hunsrück-Hochwald kurz vor. Seit 2016 kooperiert das IfaS (Institut für angewandtes Stoffstrommanagement) der Hochschule Trier am Umweltcampus Birkenfeld mit dem Nationalpark um einen Beitrag zum Klima-, Natur- und Artenschutz zu leisten.

Über das Thema Stromerzeugung auf dem eigenen Hausdach referierte Christoph Dohm vom IfaS, dabei ging er auf die Unterschiede bei der Technik und die Voraussetzungen an den Standort ein. Sein Fazit ist, auch wenn die Ausrichtung des Daches nicht optimal in Richtung der Sonne ist, sie ist auf jeden Fall besser als gar keine PV-Anlage. Neben dem Hausdach gibt es eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten die Solarstrom zu erzeugen, wie Terrassendächer, Fassaden, Zäune oder Carport-Überdachungen. Auch auf die steuerliche Bewertung einer PV-Anlage ging Dohm ein.

Florian Schmidt, bewertete das Thema Solarstrom aus Sicht der Netzbetreiber Westnetz und OIE, die durch die geänderten Anforderungen wie das Laden von E-Autos und die Einspeisung von privatem Strom in Netze vor andere Herausforderungen gestellt sind als früher. Westnetz bzw. die OIE arbeiten seit längerem an der Smartifizierung des Netzes, dabei wurden 2023 bereits 16 Digitale Ortsnetzstationen in Betrieb genommen und in diesem Jahr werden es 33 Stück. Für den Endverbraucher bietet die OIE ein Onlineportal an, bei dem die Bürgerinnen und Bürger oder auch der Elektroinstallateur die Daten für die Einspeisung eine PV-Anlage übermitteln können. Was die immer beliebter werdenden Balkon PV-Anlagen betrifft, müssen diese inzwischen bei der Bundesnetzagentur direkt über das Marktstammdatenregister unter www.marktstammdatenregister.de angemeldet werden. Von dort erhält die OIE dann die Information, dass der Zähler getauscht werden muss. Pro Stromzähler im Haus kann eine steckerfertige Balkon-PV-Anlage oder auch Balkonkraftwerk genannt angeschlossen werden.

Abschließend informierte Christoph Benkendorff für die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz speziell über das Thema Balkonkraftwerke, die aus einem oder zwei PV-Modulen bestehen, einen Wechselrichter und eine steckerfertige Zuleitung haben sowie eine Anschlussleitung zur Steckdose. Die PV-Module können eine Leistung bis zu 2 kWp (Kilowatt Peak) haben, der Wechselrichter bis 800 VA (Voltampere). Dabei ging er auch auf die Kosten ein, die von 400 Euro bis 1000 Euro variieren können, mahnte aber auch darauf zu achten, dass die Anlage eine CE-Zertifizierung hat. Darüber hinaus ist die Einhaltung des DGS-Sicherheitsstandards zu empfehlen.

Viele der Anwesenden interessierten sich besonders für den Förderzuschuss der Stadt für die Balkonkraftwerke, der mit Mitteln der Landesregierung aus dem Programm „KIPKI- Kommunales Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation“ finanziert wird. Gefördert werden steckerfertige Balkon-PV-Anlagen bestehend aus einem oder zwei Solarmodul/en und einem Wechselrichter, der eine max. zulässige Wechselrichter-Einspeiseleistung von bis zu 800 Watt hat und den einschlägigen nationalen und internationalen Normen entspricht. Die Anlage muss im Marktstammdatenregister angemeldet und fachgerecht installiert sein. Die Förderung ist nur im Stadtgebiet Idar-Oberstein möglich, pro Haushalt nur für eine Anlage, die Nutzungsdauer beträgt fünf Jahre und es darf für den erzeugten Balkon-PV-Strom keine EEG-Vergütung in Anspruch genommen werden. Je Haushalt kann nur einmalig ein Pauschalzuschuss gewährt werden, und zwar 75 Euro für ein Gerät mit einem Solarmodul und Wechselrichter (250-600 bzw. -800 Watt) oder 150 € für ein Gerät mit zwei Solarmodulen und Wechselrichter (bis 600 bzw. 800 Watt). Dieser Zuschuss kann mit anderen Förderungen kombiniert werden. Die Summe der kombinierten Fördermittel darf die Summe der förderfähigen Anschaffungsausgaben nicht übersteigen. Ein Rechtsanspruch auf den Zuschuss besteht nicht. Die Verwaltung entscheidet aufgrund ihres pflichtgemäßen Ermessens und im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel. Ist der Fördertopf ausgeschöpft wird das Programm geschlossen. Antragsberechtigt sind Personen mit Hauptwohnsitz im Stadtgebiet, für deren privaten Haushalt die Anlage angeschafft werden soll.

Von zentraler Bedeutung ist, dass zuerst der Antrag gestellt wird und erst wenn der Förderbescheid vorliegt, die Balkon-PV-Anlage verbindlich gekauft wird. Das Datum des Kaufvertrages darf nicht vor dem Datum der Förderzusage liegen. Für Mietwohnungen oder Miethäuser ist die Einverständniserklärung der Eigentümer nötig und für Denkmäler muss eine Genehmigung der zuständigen Denkmalschutzbehörde eingeholt werden. Wichtig ist: Die Reihenfolge der vollständig eingehenden Anträge entscheidet über die Reihenfolge der Zuschussgewährung! Nach der Erteilung des Förderbescheides haben die Antragsteller 6 Monate Zeit, ihre „steckerfertige Balkon-PV-Anlage“ zu erwerben, zu installieren, in Betrieb zu nehmen und den Antrag auf Auszahlung einzureichen. Die Laufzeit des Förderprogramms endet, wenn die zur Verfügung gestellten Mittel ausgeschöpft sind oder das letztmögliche Datum für die Antragstellung ist der 30. September 2025.

Weitere Informationen zum Förderprogramm sowie die auszufüllenden Formulare sind unter https://www.idar-oberstein.de/bauen-wohnen-wirtschaft/bauen-und-wohnen/klimaschutz/foerderprogramm-steckerfertige-balkon-pv-anlage/ zu finden. 

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