Auch wenn das Thermometer die 30 Grad Marke schon deutlich überschritten hatte, war eine Riesengaudi auf dem Idarer Schleiferplatz. Das ist bei einer sportlichen Veranstaltung so nicht unbedingt zu erwarten.
Hintergrund war die Vor-Tour der Hoffnung, die erstmals in Idar-Oberstein Station machte. In der 27. Auflage dieser Benefiz - Radtour strampelten 120 Fahrer für den guten Zweck. Bevor sie sich aber auf das Rennrad setzen, E - Bikes sind hier verpönt, spendeten sie selber oder organisieren herausragende Spendenaktionen, die abzugsfrei krebskranken Kindern, deren Familien oder der Krebsforschung zugutekommen. Doch nicht nur die Radler treten gemeinnützig in Aktion, auch die Etappenorte bzw. Regionen gehen auf die Suche nach Menschen und Organisationen, welche die gute Sache unterstützen möchten. Ein so genanntes Krümmerer - Team übernimmt vor Ort die Organisation und sucht parallel Spender bzw. organisiert selbst Aktionen, welche die Sammelbüchsen füllen sollen.
Das Eintreffen der Radler war gegen 12.00 Uhr geplant. Bereits kurz vorher kam ein Vortrupp auf den Schleiferplatz und bereitete mit einer schwungvollen Vormoderation die bereits zahlreich wartenden Zaungäste auf das kommende Event vor. Damit wurde schon der Grundstein für die herausragende Stimmung gelegt. Als die Radler, von Polizeimotorrädern eskortiert, auf die Minute pünktlich in den Edelsteinkreisel einbogen, brandete erster Applaus auf und die Athleten wurden gebührend empfangen. Aber sie ließen sich nicht nur feiern, sondern brachten auch jede Menge guter Laune mit, obwohl sie schon über 50 Kilometer in glühender Hitze hinter sich gebracht hatten. Am zweiten von drei Veranstaltungstagen waren sie um 8:30 in Simmern aufgebrochen. Erste Station war Kirn, wo die Fahrer auf dem Brauereigelände empfangen wurden. Kein geringerer als Eberhard Gienger, einst Weltmeister und Goldmedaillengewinner am Reck, sprang mit dem Fallschirm punktgenau in die Mitte der Teilnehmer. Eine Stunde später kam der Tourtross dann auf dem Schleiferplatz an. Während die Räder abgestellt wurden und sich die Fahrer an Kaltgetränken, gestiftet von der Schwollener Sprudel GmbH, gütlich taten, konnte man eine Gesangseinlage der in Kamerun geborenen Kölnerin Marie Enganemben bewundern, was die Stimmung weiter anheizte. Enganemben begeisterte schon bei der Supertalentshow 2021 die Jury.
Moderatorin Juliane Schäfer bat dann die Honoratioren der Gastgeberregion auf die Bühne, als da waren, Landrat Miroslaw Kowalski, Bürgermeister Friedrich Marx und für die von der Spendenaktion profitierende Stefan Morsch-Stiftung, Bruno Zimmer. Komplettiert wurde die illustre Runde von der Bundestagsabgeordneten Julia Klöckner, die bewundernswerterweise zum Radlerteam gehörte und gerne für die gute Sache in die Pedale trat. Die Reden waren kurz und knackig, Die Freude über die tolle Veranstaltung und der dahinterstehende Sinn überwog, da brauchte es nicht vieler Worte. Bei der Vor-Tour sind ohnehin vielmehr Taten angesagt.
Danach war der Schleiferplatz Bühne für die Jüngsten der ITV-Cheerleader, die Little Maniacs, unter der Leitung von Angelina Schein. Extra für diesen Tag hatten sie ein Programm zusammengestellt, das dann auch sowohl die Radfahrer als auch die weiteren Gäste begeisterte.
Auch Tour-Gründer Jürgen Grünwald kam zu Wort und berichtete von den Anfängen der Tour und der Motivation zur Hilfe.
Es gibt ein extra für die Tour komponiertes Lied, das auf dem Schleiferplatz bravourös von Benni Engel gesanglich dargeboten wurde. Auch für ihn ein anstrengender Tag, da er später noch als Lord Castlepool auf der Freilichtbühne in Mörschied brillierte.
Auf die Bühne kam dann der Orgaleiter für die ersten beiden Tour-Tage, Johnny Klein. Der hatte zuvor bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit alles koordiniert und organisiert. Er gab dann den Spendern die Gelegenheit die Bühne zu erklimmen und zu ihrer Motivation zur Hilfe Auskunft zu geben. Neben Privatspendern und diversen Firmen waren es wie so oft die Regionalbanken, die Kreissparkasse, die Vereinigte Volksbank und die Raiffeisenbank Nahe, die durch großzügige Spenden die Verbundenheit zur Region zeigten. Ein besonderes Lob von Johnny Klein verdienten sich die Gastronomen Thomas Kreis (Offene Flamme) und Steffi von Pock (Idarer Brauhaus), die nicht nur zum Orgateam gehörten, sondern auch durch diverse Spendenaktionen die Spendendosen der Vortour erheblich füllten. KSK-Mitarbeiter Leo Stibitz überbrachte nicht nur die Spende für sein Bankhaus. Beim Ehrenamtsfest und beim Veitsrodter Markt hatte er zusammen mit seiner „weltbesten Kollegin“ Celine Roes Gelder durch den Verkauf der alten Idar-Obersteiner Parkmünzen akquiriert.
Die Spendenaktionen brachten auch des Öfteren eine La-Ola-Welle bei den Fahrradfahrern in Aktion. Die Stimmung war mitreißend.
Drei der aktiven Teilnehmer wurden mit ihren Aktionen exemplarisch vorgestellt. Darunter auch Dr. Markus Merk, den viele noch aus seiner Zeit als Bundesliga Schiedsrichter kennen. Später engagierte sich der Zahnmediziner ehrenamtlich in zahlreichen internationalen Hilfsaktionen. In vielen Aktivitäten in der Pfalz sammelte er 8.888,88 Euro zu Gunsten der Vor-Tour. Aber damit nicht genug. In seiner dritten Karriere ist er Winzer und hat ein besonders schmackhaftes Tröpfchen erschaffen. Von der limitierten Gesamtauflage von 500 Flaschen hatte er 120 Stück dabei, die er gegen Spende den Mitfahrern offerierte. Das hebe nicht nur die Stimmung ob des geistigen Gehaltes, auch die Bezeichnung “Dackenheimer Liebesbrunnen“ werde seinem Namen gerecht. Moderatorin Juliane Schäfer informierte die Menge dann über den aktuellen Gesamtstand der Vor-Tour Spenden, der sich auf über 701.000 Euro belief.
Nach einer weiteren, viel beachteten sowie genialen Gesangsdarbietung von Marie Enganemben hieß es dann Essen fassen. Die Ausgabe von leckeren Nudeln mit Gulasch machte der Verpflegungstrupp des Idar-Obersteiner Artillerie Lehrregiments 345, die extra eine Feldküche, oder Gulaschkanone, wie man das im Volksmund nennt, an den Ort des Geschehens brachte. Das zeigte in besonders hervorzuhebender Weise einmal mehr den Schulterschluss zwischen den Soldaten und ihrer Garnisonsstadt. Die Zuschauer konnten sich derweil am Stand der Stefan-Morsch-Stiftung typisieren lassen, oder dort weitere Informationen zu deren wichtiger Tätigkeit einholen.
Als es dann pünktlich um 13:20 Uhr wieder in die Sättel der Rennräder ging, wurde abgefragt, wer denn nun mangels Kondition oder sonstigen Mangelerscheinungen mit dem Begleitfahrzeug mitfahren möchte, gab es keine einzige Meldung. Alle waren so guter Stimmung, dass sie voller Euphorie und unterstützt durch den Applaus der Anwesenden, die nächste Etappe in Angriff nahmen. Die allerdings ging nach Morbach und versprach veritable Steigungen.
Doch mit der Motivation, mit der die Benefizradler Idar-Oberstein verließen, konnte da nichts schief gehen.
- Auch wenn die Vor-Tour jetzt ihren sportlichen Abschuss gefunden hat, darf weiter gespendet werden. Noch bis Ende Oktober werden Spenden für dieses Jahr der Tour zugerechnet. Spendenkonto SK Trier DE29 5855 0130 0001 1203 02, Verwendungszweck: Nationalparklandkreis Birkenfeld. Bei vollständiger Angabe der Adresse gibt es natürlich auch eine Spendenquittung.