Gedenkveranstaltung gegen das Vergessen

Im Mittelpunkt der diesjährigen Gedenkveranstaltung, die am vergangenen Samstag im Stadttheater stattfand, stand die musikalische Lesung ‚Ich wand’re durch Theresienstadt‘, die der Schauspieler Roman Knižka und das Bläserquintett OPUS 45 präsentierten. Unterstützt wurde die Gedenkveranstaltung durch die Partnerschaft für Demokratie im Nationalparklandkreis Birkenfeld und gefördert vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms ‚Demokratie leben!‘.

In seiner Ansprache unterstrich Oberbürgermeister Frank Frühauf, dass es notwendig sei, die Erinnerung an die Gräueltaten der Nationalsozialisten lebendig zu halten. Gerade im Hinblick auf die aktuellen Geschehnisse dürfe man nicht vergessen, dass diese möglich waren. „In Idar-Oberstein darf kein Platz sein für Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, für Ausgrenzung und Verachtung.“ Man müsse wachsam sein gegenüber allen Versuchen, die Grundregeln unserer Gesellschaft auszuhöhlen und sich für die Menschenrechte einsetzen. Daher begrüßte OB Frühauf auch die Durchführung der Demonstration gegen Rechtsextremismus, die vor der Gedenkveranstaltung stattfand und zu der rund 1.000 Teilnehmer gekommen waren.

Der Schalom-Vorsitzende Axel Redmer hob hervor, dass die Gedenkveranstaltung kein Selbstzweck sei, sondern eine Notwendigkeit. Denn aus Gedenkstätten kämen teilweise erschreckende Berichte. So käme es vor, dass Lehrer, die mit ihren Schulklassen vor Ort sind, in Frage stellten, ob tatsächlich sechs Millionen Juden ermordet wurden. „Als ob der Holocaust weniger schlimm wäre, wenn es ‚nur‘ vier oder fünf Millionen gewesen wären, das ist pervers.“

Nach den Ansprachen folgte das rund 90-minütige Programm, bei dem Schauspieler Roman Knižka vor allem Texte und Erinnerungen junger Menschen vortrug, die damals in Theresienstadt inhaftiert waren. So berichtete ein 12-jährige Junge von seiner Ankunft im Lager und der ersten Arbeit, die er dort zu verrichten hatte: die in der Nacht zuvor verstorbenen Menschen auf einen Karren laden und verbringen. Andere Texte erzählen von den katastrophalen Lebensbedingungen, dem allgegenwärtigen Hunger und der ständigen Todesangst, aber auch von dem regen kulturellen Leben, dass sich in Theresienstadt entwickelte. Trotz der unsagbaren Umstände wurden von den Inhaftierten Vorträge, Theater- und Opernaufführungen, Kabarett, Jazzkonzerte und Kammermusikdarbietungen organisiert. So wurde allein die Kinderoper ‚Brundibar‘ mehr als fünfzig Mal mit großem Erfolg aufgeführt.

Die kulturellen Aktivitäten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Theresienstadt wurden seitens der nationalsozialistischen Machthaber erst geduldet, dann auf zynische Weise für Propagandazwecke missbraucht: Theresienstadt wurde der Weltöffentlichkeit als ‚Musterlager‘ mit vielseitigem Freizeitangebot präsentiert. Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Ort ein ‚Vorhof der Hölle‘ war: Jeder vierte der in Theresienstadt inhaftierten Juden starb dort. Von den fast 15.000 Kindern, die nach Theresienstadt kamen, überlebten nur 132.

All die Schrecken, aber auch den „süßen Triumph über den Wahnsinn“, wie in einem der Texte die Brundibar-Aufführungen bezeichnet wurden, brachte Roman Knižka in ebenso eindringlicher wie beeindruckender Weise auf die Bühne. Dazu spielte das Bläserquintett OPUS 45 Werke von Komponisten, die in Theresienstadt inhaftiert waren, unter anderem von Pavel Haas, Hans Krása, Viktor Ullmann und Gideon Klein. Die Darbietung der fünf Ensemble-Mitglieder bewegte sich auf einem hohen künstlerischen Niveau und verband sich mit den Rezitationen zu einer eindrucksvollen Mahnung gegen das Vergessen. Völlig zurecht wurde diese Leistung vom Publikum mit stehendem Applaus gewürdigt.

Die Protagonisten stehen nebeneinander auf der Bühne des Stadttheaters und schauen in die Kamera.
Oberbürgermeister Frank Frühauf (r.) und der Schalom-Vorsitzende Axel Redmer (l.) bedankten sich bei den Darbietenden für deren hervorragende Leistung. 


Hilfe zur Barrierefreiheit

  • Allgemein

    Wir sind bemüht, unsere Webseiten barrierefrei zugänglich zu gestalten. Details hierzu finden Sie in unserer Erklärung zur Barrierefreiheit. Verbesserungsvorschläge können Sie uns über unser Feedback-Formular zukommen lassen.

  • Schriftgröße

    Um die Schriftgröße anzupassen, verwenden Sie bitte folgende Tastenkombinationen:

    Größer

    Strg
    +

    Kleiner

    Strg
  • Tastaturnavigation

    Verwenden Sie TAB und SHIFT + TAB, um durch nächste / vorherige Links, Formularelemente und Schaltflächen zu navigieren.

    Verwenden Sie ENTER, um Links zu öffnen und mit Elementen zu interagieren.

Sprache wählen