Das Foto zeigt einen Blick in den Sitzungssaal. Die Stuhlreihen der Ratsmitglieder sind aufsteigend im Halbkreis angelegt. An der Wand dahinter ist eine Installation angebracht, die die Umrisse der Stadt Idar-Oberstein mit den Wappen der einzelnen Stadtteile zeigt.

Beeindruckende Veranstaltung zur Suchtprävention

Das Besondere an der Aufführung: Alle Darsteller, bis auf Steagner, waren suchtkrank. Nach dem Improtheater fanden in mehreren Kleingruppen Gespräche mit den Schülern, Lehrern und Darstellern statt. Fachlich unterstützt wurden die Gesprächsrunden durch die Vertreterinnen des RAK, Harald Pillny, Leiter der Suchtberatung des Caritasverbandes, Sabine Moser, Melissa Becker und Sebastian Herzig vom Stadtjugendamt Idar-Oberstein sowie Thomas Ajineh vom Kreisjugendamt Birkenfeld.

„Der Verein Requisit nimmt ausschließlich ehemals suchtkranke Menschen auf, die mindestens drei Monate clean sind“, erklärte die Diplom- und Theaterpädagogin Nora Steagner. Das trifft auch auf die vier Schauspieler Katja, Jessi, Maik und Tobias zu. Gemeinsam mit Steagner boten sie den jungen Zuschauern über eine Stunde Improvisationstheater, dabei konnten diese die gespielten Szenen beeinflussen, in dem sie Themen und Stimmungen vorgaben und Sätze ergänzten. Es entstand ein gelungenes und spannendes Zusammenspiel, das von den Schülern sehr positiv aufgenommen wurde und im Grunde genommen zunächst überhaupt nichts mit Sucht zu tun hatte. Das multikulturelle Publikum konnte auf kreative Art und Weise Einfluss auf das Bühnenprogramm ausüben und hatte sichtlich Spaß an diesem Konzept.

Steagner begründete ihre Vorgehensweise einerseits damit, dass die Schüler die Hemmschwelle zu den nachfolgenden Gesprächskreisen verlieren sollen, da eine vertrauensvollen Atmosphäre entsteht. Andererseits sollen damit in den Gesprächsrunden auch die Türen für das Tabuthema Sucht geöffnet werden. Diesem Ansatz pflichtet Sozialpädagogin Melissa Becker von der dezentralen Jugendarbeit bei und ergänzt: „Einen Zugang zu jungen Menschen erreicht man am ehesten, wenn man mit ihnen auf Augenhöhe agiert.“ Laut Theater Requisit wird so in besonderer Weise für das Themas Sucht sensibilisiert.

In den anschließenden Gesprächsrunden ging es dann zur Sache. Ursachen und Suchtverläufe wurden im geschützten Rahmen thematisiert, die Schüler bekamen Infos zu den regionalen Fachberatungsstellen und deren Hilfsangeboten. Die Schauspieler sind beim Theater Requisit fest angestellt und für diese Gespräche besonders geschult, um mit den Schülern über erste Anzeichen von Sucht und über Wege heraus zu sprechen. Auch für die ehemaligen Abhängigen selbst ist das Theater Requisit eine stabilisierende Säule. „Eine Suchterkrankung und der Weg heraus ist wie das Spiel der Finger auf einer Klaviatur. Anstatt einer Alles-oder-Nichts- bzw. Ich habe es geschafft!-Ich bin wieder Rückfällig-Mentalität, ist es wichtig zu vermitteln, dass es auf dem Weg aus der Sucht immer Höhen, Tiefen und alles dazwischen geben wird. Rückfälle gehören zu dem Prozess dazu.“ Steagner betonte hier eine motivierende Gesprächsführung, die Bestärkung in bereits erlernten Bewältigungsstrategien und das Aufzeigen bestehender Ressourcen.

Nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrkräfte selbst nahmen an einer Gesprächsrunde mit der Theaterleiterin teil. Dabei erzählt Schauspielerin Jessy, die neu beim Theater ist, von ihren persönlichen Erfahrungen. Bei ihr haben traumatische Ereignisse in der Kindheit in die Sucht geführt. Mittlerweile hat sie ihre Geschichte therapeutisch aufgearbeitet und reflektiert. Um das Rückfallrisiko zu minimieren, hat sie sich dem Theater Requisit angeschlossen und ihr altes Umfeld verlassen.

„Wenn von Suchtprävention die Rede ist, denken viele gleich an Verbote und den erhobenen Zeigefinger“, erläutern Sabine Moser und Sebastian Herzig vom Stadtjugendamt, die beide auch die Tom-und-Lisa-Workshops zur Alkoholprävention im Stadtgebiet durchführen. Dass es auch ganz anders geht, dass man Jugendlichen Spaß, Lebensfreude und neue Perspektiven als bestes Rezept gegen Drogen und zu viel Alkohol vermitteln kann, beweise diese Veranstaltung, resümieren die beiden Pädagogen. Kein Verbot- sondern Risikomanagement sind auch Kernaspekte des HaLT(Hart am Limit)-Alkoholpräventionsprogramm, welches vom Stadtjugendamt Idar-Oberstein angeboten wird.

„Diese Veranstaltung stieß bei unserer Schülerschaft auf großes Interesse. Für viele Jugendliche war es eine tolle Theatererfahrung und ihr Wissen rund um das Thema Abhängigkeit hat sich erweitert“, erläutert Schulsozialarbeiterin Catarina Klos. Besonders bemerkenswert sei, dass sogar aus dem Umfeld der Schülerschaft positive Rückmeldungen an sie herangetragen wurden.

Den Schülern aus der Realschule plus wurde im Anschluss an die Veranstaltung ein Reflexionsbogen ausgehändigt. Auf Grund der sehr guten Rückmeldungen aus der Schülerschaft überlegen die Organisatoren, im nächsten Jahr gleich mehrere Veranstaltungen mit dem Theater Requisit in Idar-Oberstein anzubieten.

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